Wie du körperliche Blockaden lösen und deine Lebensenergie wieder in den Fluss bringen kannst.
Wir hören auf Gefangene von Ereignissen unserer Vergangenheit zu sein, an die wir uns mitunter nicht einmal erinnern‘. Dr. Peter Levine
Dein Herz pocht, du atmest schnell, deine Muskeln sind in Alarmbereitschaft, bereit dein Leben zu retten. Dein Instinkt basierter Schutzmechanismus ist aktiviert worden und veranlasst dich während eines lebensbedrohlich empfundenen Ereignisses entweder zu kämpfen, zu flüchten oder zu erstarren.
Schon in unserer frühen Kindheit waren wir vielen schmerzlichen Situationen ausgesetzt, in denen unser Körper genau diesen Schutzmechanismus aktiviert hat. Anstatt zu rennen oder zu kämpfen, erstarren wir oft und ziehen uns durch flache Atmung und Anspannung der Muskulatur innerlich zurück. Schon bei Babys können wir beobachten, wie sie in Schreckmomenten die Luft anhalten und ihren Körper voll unter Spannung setzen. Hat der Körper keine Möglichkeit nach solchen Erlebnissen die dabei entstandene massive Energie zu entladen, wird das Erlebnis in unserem Körper gespeichert und breitet sich von dort auf unser Denken und unsere Emotionen aus.
Nach einem der internationalen Experten auf dem Gebiet der Traumaintervention und Konfliktlösung, Dr. David Berceli, wird eine posttraumatische Belastungsreaktion erzeugt. Der Körper produziert dabei immer wieder einen ähnlichen Stresszustand, um die Entladung der vormals gespeicherten Energie zu ermöglichen. Eine Wiederholungsschleife, die uns körperlich und geistig gefangen halten kann.
Dr. Peter Levine beschreibt in seinem Buch: ‚Vom Trauma befreien‘, eine lange Liste von Symptomen, wie z.B. Überaktivität, Scham, mangelnder Selbstwert, Suchtverhalten, übertriebene oder verminderte sexuelle Aktivität, Vergesslichkeit u.a., die uns mitunter erst Jahre nach erlebten Traumata auf Trab halten können. Ob eine Situation als traumatisch empfunden wird, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Sie kann von einem Schrei oder Donnerschlag als Baby, über Verluste, Misshandlungen, Verletzungen bis hin zu Stürzen oder dem alleine gelassen werden als kleines Kind sein.
Die gute Nachricht ist, wir können uns selbst aus diesen Schleifen befreien und unsere Lebensenergie wieder in den Fluss bringen.
Dr. Levine stellte fest, dass Beutetiere in der freien Wildbahn über eine angeborene Fähigkeit verfügen, die Auswirkungen lebensbedrohlicher Ereignisse einfach abzuschütteln, ein Vorgang, wie er auch bei schamanischen Heilungsritualen auf der ganzen Welt zu beobachten ist.
Levine, Berceli, Osho und andere haben unterschiedliche Übungsabfolgen zusammengestellt, die uns dabei unterstützen sollen, unseren Körper von seinen Blockaden durch Schütteln zu befreien.
Hier möchte ich dir das Schütteln als solches näher bringen. Wichtig dabei ist das Entspannen und Lösen des Psoas, eines tief sitzenden Muskels in unserem Becken, der, gemeinsam mit seinen ihn umgebenden Muskeln, die Spannung im oben erwähnten Erstarrungsmodus speichert.
Du kannst das Schütteln im Liegen und im Stehen praktizieren, wobei es eine gute Vorübung ist im Liegen zu starten.
- Lege dich auf den Rücken.
- Winkle deine Beine an und bring die Fußsohlen zueinander. Du bist in der Butterfly Position.
- Atme tief in deinen Bauch und dein Becken.
- Jetzt hebst du dein Becken an, drückst es hoch und hältst diese Position für 2-3 Minuten.
- Nun senkst du das Becken langsam wieder ab und lässt deine Knie in der Butterfly Position zur Seite sinken. Verweile auch hier für 2-3 Minuten.
- Jetzt bringst du in winzig kleinen, ganz langsamen Bewegungen deine Knie zueinander.
- An einer Stelle werden deine Muskeln zu zucken oder zu vibrieren beginnen.
- Hier verweilst du und lässt dein Becken ganz locker, sodass es von diesen unkontrollierbaren Zitterbewegungen übernommen werden kann.
- Das Zittern kommt in Wellen und kann deinen ganzen Körper vereinnahmen.
- Du kannst es verstärken, aber nicht aktiv auslösen.
- Versuche nicht zu kontrollieren, lass es einfach zu.
- Bleib für 15-30 Minuten in dieser Vibration.
- Im Anschluss atme tief und bleibt noch ein paar Minuten im Liegen bei dir, fühle und genieße.
Achte gut auf deinen Körper! Es kann sein, dass Emotionen hoch kommen, lass sie zu. Wenn etwas unangenehm oder schmerzhaft ist, löse dich aus der Position.
- Ist dir das Schütteln im Stehen lieber,
- dann nimm einen dir angenehmen Stand ein und gehe in die Knie.
- Auch hier bringst du nun ganz langsam in Mikrobewegungen deine Knie zueinander bis dein Becken zu zucken beginnt.
- Lass die Wellen zu.
- Wenn du das Gefühl hast, dass Teile deines Körpers fester sind, bring einfach deine Aufmerksamkeit zu diesen Stellen.
- Nach dem Schütteln lege dich für einige Minuten auf den Boden und genieße, während du tief atmest.
Praktizierst du das tiefe, innere Zittern oder Schütteln über einen längeren Zeitraum, kann sich dein Organismus selbst reinigen. Dr. Levine schreibt: ‚Wir fühlen uns friedlich und wieder mit dem Leben verbunden. Wir haben anderen Menschen, der Welt und uns selbst gegenüber ein vertrautes Gefühl‘.
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